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In seinem Brief vom 18. August aus Die Leiden des jungen Werthers von Göthe aus der Epoche des Sturm und Drang beschreibt Werther seine inzwischen veränderte Gefühlswelt, die er nun mit anderen Natureindrücken verbindet. In diesem Brief geht es um die Zeit, in der Lotte’s Verlobter plötzlich wieder auftaucht und Werther nun jeglicher Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit Lotte beraubt wird.
Werther (The Sorrows of Young Werther ist ein epistolärer, locker autobiographischer Roman von Johann Wolfgang von Goethe , erstmals 1774 erschienen) Zürst beschreibt die vergangenen schönen Tage und stellt sie in direktem Gegensatz zu seiner gegenwärtigen Gefühlswelt. Damit steigert er sich in seine hoffnungslose Situation und zeigt hier die ersten Gedanken an Selbstmord, die ihm die einzige Lösung für sein Problem zu sein scheinen. Werther führt seinen Brief mit einer rhetorischen Frage ein, ob absolutes Glück als Quelle allen Elends zu verstehen ist (vgl. Z. 10f). Diese Frage macht dem Leser deutlich, dass Werther in zwei verschiedenen Gefühlswelten gefangen ist. Auf der einen Seite erinnert er sich an die Happy Days, wird aber schließlich von der Gegenwart eingeholt, die diese Ideen zerstört hat.
Im folgenden Teil beschreibt Werther seine positive Gefühlswelt durch Naturreflexionen (vgl. Z. 13-47). Er wird immer detaillierter und zoomt sozusagen in die Natur, um da
s letzte wunderbare Wesen in der Natur zu erkennen, das mit anderen zu etwas Größerem verschmilzt. Durch diese euphorische Zunahme wird der Leser zu einem Höhepunkt gebracht, der bald wieder abgerissen wird, um zu zeigen, wie hart Werther von der Veränderung betroffen war, d.h. der Entzug jeder Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit Lotte. Er beleidigt sich selbst als Tor (vgl. Z. 52) und macht dem Leser nun deutlich, dass diese frühere Sichtweise und Darstellung der Natur und damit der Gefühlswelt von Werther auf ihn nicht mehr zutrifft und dass er erkannt hat, dass er etwas für sich selbst gespielt hat, da er mit der Rückkehr von Lottes Verlobtem rechnen musste. Doch schon bald darauf schwelgt Werther wieder in euphorischen Erinnerungen, nur um sie bald darauf wieder zusammenbrechen zu lassen (vgl. Z. 53- 63).
In Zeile 64 sagt Werther zum ersten Mal, dass diese Erinnerungen ihn jetzt zweimal quälen, weil er sie ständig vor Augen hat, aber jetzt weiß, dass diese Zeit endlich vorbei ist. Dann beschreibt er, dass es für ihn wie ein plötzliches Aufwachen war, dass ein Vorhang praktisch weggezogen wurde (Z.70f) und er nun klarer sieht. Das ist zu interpretieren als die Verliebtheit, die Werther für Lotte empfindet, und dass er nun endlich die Realität mit all ihrer Brutalität wieder erkennen und aufnehmen kann. Da ihn eine solche Brutalität wieder antreibt, sieht er jetzt auch solche in der Natur, er sieht den Schaden, den er und die Menschen verursachen, und die Grausamkeit von Naturkatastrophen (Vrg. Z. 84f). Eindrücke, die nun von den Frühlingsstimmungen übrig bleiben. Diese Veränderung und die gegenwärtige Natur erschreckt ihn (vgl. Zeile 89f) und verschlingt ihn wie ein ewig geheiltes Monster (Zeile 92), weil er den Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Freude und Leid immer wieder erleben muss, und das zerstört ihn langsam. Der Aspekt des Selbstmordes erscheint zum ersten Mal in Punkt 74, wo er sein Verderben in seinem Leiden sieht und von einem offenen Grab spricht.