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Stellungnahme zum Auszug aus dem Artikel Die Quoten-Idioten. Warum ARD und ZDF das Publikum von Jens Jessen (Jens Jessen ist ein dänischer ehemaliger Profifußballer, der 341 Auftritte in der Superliga für AaB und FC Midtjylland hatte), erschienen in Die Zeit vom 31.8.2000, Seite 1
Jessen erklärt in seinem Artikel, dass die ARD im Rahmen einer Optimierung beschlossen hat, nur quotensichernde Programme zur besten Sendezeit zu senden. Beim Blick auf das normale Wochenprogramm der ARD ist dies nicht der Fall.
Auch ohne Berücksichtigung der dritten Sendungen wird die ARD weiterhin zur besten Sendezeit Berichte oder politische Magazine ausstrahlen.
Andererseits kann ich Herrn Jessen in der im folgenden Absatz geäußerten Ansicht zustimmen, dass die öffentlich-rechtliche Sonderstellung nicht mehr gerechtfertigt ist, wenn das Programm nicht mehr vom privaten Sender unterzeichnet wird. ARD und ZDF haben nach wie vor einen Bildungsauftrag nach dem Rundfunkstaatsvertrag, der erfüllt werden muss zumindest solange, wie Zuschüsse im Rahmen der Gebührenpflicht gewährt werden. Dass die Quoten, die eine Spielshow oder ein reißerischer Thriller generiert, nicht mit aufwendigen Reportagen, Magazinen oder Bildungsprogrammen wie dem Telekolleg erreicht werden können, darf nicht dazu führen, dass ARD und ZDF von Bildung, Information und Unterhaltung
zu Unterhaltung übergehen. Soweit der Autor von einer Abkehr von einer verantwortung
svollen Programmarbeit spricht und davon ausgeht, dass das Publikum über den Programminhalt entscheidet und die Sender nicht bereit sind, auch unbeliebte Wahrheiten im Fernsehen zu veröffentlichen, kann ich dem in dieser verallgemeinernden Form nicht zustimmen siehe auch oben meine Ausführungen zur eigentlichen Programmarbeit am Beispiel der ARD.
Auch die aktuellen Thesen der Wirkungsforschung, die deutlich zeigen, dass keine generellen Aussagen möglich sind, können für diesen Zweck genutzt werden.
So erklärt Andreas Büsch, Professor für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaften, in einer Zusammenfassung der wichtigsten Thesen, dass es keinen Medieneffekt per se gibt; im Gegenteil, jede Fernsehsendung wird für den Konsumenten erst dann wichtig, wenn er ihr subjektive Bedeutung beimisst, d.h. wenn er sie für sich und sein Leben als relevant erachtet. Während die einen gute Zeiten schlechte Zeiten (“Good Times Bad Times” ist ein Song der englischen Rockband Led Zeppelin, der 1969 auf ihrem Debütalbum Led Zeppelin zu hören war) oder Big Brother relevant finden, gibt es andere, die Report, Monitor, Foreign Journal oder The Literary Quartet für wichtig halten.
In diesem Zusammenhang finde ich es interessant, dass auch private Sender zunehmend Bildungsprogramme entwickeln, wenn auch verpackt in Spielshows. So ist die im ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen, seit 2001 als 2DF stilisiert) bekannte Sendung als knoff-hoff, in der biologische, chemische oder physikalische Reaktionen an das Publikum vermittelt wurden, nun von einem privaten Sender adaptiert worden mit dem Unterschied, dass Prominente nur das jeweilige Ergebnis der Experimente erraten müssen. Es gibt Quizsendungen (z.B. Quotenrenner Wer werden Millionär), Rechtschreib- oder Rechenshows auf Privatsendern! Den privaten Rundfunkanstalten wird jedoch nicht vorgeworfen, den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten das Bildungsmonopol vorzuenthalten. Offensichtlich wird aber ein Programm, das zumindest teilweise eine gewisse Bildung vermittelt, für die breite Öffentlichkeit interessanter, wenn es zeitgemäß verpackt wird.
Laut Prof. Büsch ist klar, dass sich die Medien mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Letztlich wird es also immer notwendig sein, dass alle Sender die Programminhalte an den Geschmack des Publikums anpassen. Dies darf jedoch nicht damit einhergehen, dass die Sender bei sinkenden Quoten ein noch flacheres Programm anbieten es muss auf jeden Fall von den öffentlich-rechtlichen Sendern, aber natürlich auch von den privaten Sendern garantiert werden, dass das Fernsehprogramm eine ausgewogene Mischung aus Information, Bildung und Unterhaltung bietet, die jedem Nutzer die Möglichkeit gibt, etwas für sein Interesse zu finden.