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Gedichtauslegung: “Der Panther”, R.M. Rilke.
Das Gedicht “Der Panther” von R.M. Rilke ist die genaue, sensible Beobachtung eines Panthers im “Jardin des Plantes”, Paris. Der Text sagt nichts aus, er enthält keine Aktion, sondern beschreibt eine Situation. Im Vordergrund stehen der Panther und seine Verengung durch die Stäbe des Käfigs. Die Umgebung rückt in den Hintergrund.
Obwohl in der Beschreibung des Tieres keine Gefühle konkret erwähnt werden, sind sie sehr gut zu spüren. Die ständige Kreisbewegung und das Vergehen der Balken zeigen, wie sich die Zeit praktisch auflöst. Nur die Gefangenschaft scheint wichtig zu sein und der “Wille” ist fassungslos, so dass kein Versuch unternommen wird, den Käfig zu verlassen. Aufgrund dieser Willkür und der Machtverschwendung in der Kreisbewegung erscheint der Panther dem Leser als sehr dickspurig. Der Käfig wirkt bedrückend und zeigt die Einsamkeit der Tiere. Panther.
Die verwendeten Verben, Substantive und Adjektive lassen sich in Bewegung und Stillstand unterteilen. Dennoch gibt es keinen Widerspruch zwischen diesen beiden Gruppen, denn die meisten Bewegungsabläufe enthalten keine wirklich wirkende Bewegung, sondern nur einen gleichmäßigen Prozess, wie z.B. “Drehen” oder “Überholen der Balken”, so dass sie eigentlich auch eine Art Stillstand sind. Erst im letzten Vers ist die Bewegung etwas Aktives, ein Wahrnehmung.
Die
ser Stillstand und die damit verbundene Zeitverzögerung wird nicht nur durch die Wortwahl, sondern auch durch die Verwendung von dunklen Vokalen und länglichen Umlauten veranschaulicht. Harte Konsonanten werden vermieden. Aber Lautmalerei und Alliterationen sind keine Sache.
Nur einmal wird eine Wiederholung von “tausend Stäben” verwendet, um dieses Bild zu veranschaulichen. Sehr oft werden jedoch Metaphern verwendet. Der “müde Blick”, der “nichts hält”, zeigt, wie begrenzt die Wahrnehmung des Panthers ist. Er kann nicht mehr verarbeiten, was er gesehen hat. Der Ausdruck “Vorhang des Schülers” und das “Bild”, das durch die “Gliedmaßen” “geht”, zeigen auch, wie wenig die Außenwelt in das “Herz ” eindringt, d.h. wirklich psychologisch wahrgenommen wird. Die Bewegung des Tieres wird mit einem “Krafttanz um ein Zentrum herum verglichen, in dem betäubt ein großer Wille steht”. Hier zeigt sich deutlich, dass noch viel Energie zur Verfügung steht, aber sinnlos verschwendet wird, weil der Wille zur Steuerung fehlt. Der “weiche Gang” ist eine gängige Beschreibung für die elegante, sanfte Bewegung einer Raubkatze. Der Mangel an Willen zeigt sich auch im Ausdruck “Übergeben der Stäbe”. Es scheint, als ob die Bewegung nicht mehr vom Panther, sondern vom Käfig aus beginnt. Diese Eindrücke spiegeln sich auch in der lyrischen Form wider. Die drei Vierzeiler enthalten einen Kreuzreim, der ständig zwischen weiblichem und männlichem Ende wechselt. Auch der Rhythmus ist sehr gleichmäßig. Das Messgerät ist ein fünffüßiger Bambus. Es gibt Pausen zwischen den Versen und an den Bindestrichen im letzten Vers. Diese sehr gleichmäßige Form mit den wiederkehrenden Elementen unterstützt das kontinuierliche Kreisen des Panthers. Unter Berücksichtigung aller sprachlichen und inhaltlichen Elemente kann das Bild des Panthers auf eine einsame, emotional isolierte Person übertragen werden, die nicht mehr die Kraft hat, die Wände ihres “Käfigs” zu durchbrechen. Diese Situation wird durch ein gutes Zusammenspiel der sprachlichen Mittel kohärent und verständlich dargestellt. Ich finde das Gedicht sehr gut, denn die Situation des Panthers ist sehr klar und man kann es sich sehr gut vorstellen. Die Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit für den Panther wird durch die Bildsprache sehr deutlich.